Erfolg im Sport

Seit Jahren führen Psychologen in aller Welt die Diskussion, ob es so etwas wie angeborenes Talent gibt, wenn ja, wie viel Auswirkung dieses auf den zukünftigen Erfolg hat. Erstes Beweisstück in der Talentdiskussion ist eine Untersuchung durch den Psychologen K. Anders Ericsson, sowie seinen Kollegen Ralf Krampe und Clemens Tesch-Römer. Sie untersuchten eine große Anzahl von Violinisten und fanden heraus, dass die absoluten Elitemusiker aus dieser Gruppe, nicht einfach nur mehr übten, sondern sehr viel mehr! Bei vielen weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen kamen die Experten auf die magische Zahl 10.000. Diese Untersuchungen zeigten, dass 10.000 Übungsstunden erforderlich sind, um sich dieses hohe Maß an Kompetenz zu erarbeiten, das man von Experten von Weltrang erwartet, egal ob Komponisten, Basketballspieler, Romanautoren, Schlittschuhläufer, Konzertpianisten oder Schachspieler.
Bisher ist kein Fall bekannt, in dem eine Spitzenleistung von Weltrang innerhalb kürzerer Zeit erworben wurde. Es scheint, als benötigte das Gehirn und unser Körper so lange, um all das zu assimilieren, was nötig ist, um eine Tätigkeit wirklich zu beherrschen. Diese These betrifft nach den Untersuchungen von Gladwell auch unser österreichisches "Wunderkind" Mozart, die legendären Beatles oder Bill Gates. (vgl. Gladwell, 2009, S. 38-52)

Aufgrund meiner Trainertätigkeit im Laufsport und der erforschten 10.000 Stunden-Regel, zog ich einen Vergleich zum erfolgreichen Hochleistungssport und möchte diesen kleinen Ausflug in diesem Absatz nur kurz streifen. Was macht kenianische oder äthiopische weltklasse Marathonläufer erfolgreicher als europäische Weltklasseläufer? Wie in Fachkreisen bekannt, ist in den längeren Laufdisziplinen die Weltspitze so leistungsstark, dass es erst zwischen dem 25.-30. Lebensjahr gelingt, Spitzenleistungen zu erreichen. Aufgrund meines jahrelangen Studiums von Fachbüchern zum Thema Laufen gibt es zusammengefasst für mich zwei Faktoren warum afrikanische Läufer viel erfolgreicher als andere Läufer sind:

1. Es gibt aufgrund nicht vorhandener höherer Bildungseinrichtungen in den meisten Dörfern in Afrika nur eine Chance um erfolgreich zu werden und die Familie wirklich gut zu versorgen: Laufen! Es gibt nur den einen Weg, sei er noch so holprig - das wissen alle.

2. Die meisten afrikanischen Kinder haben schon einen Schulweg, der weit über 5km betragen kann, legen daher diesen schon in früher Kindheit aufgrund der Zeitersparnis laufend zurück – das ist der Grundstein für spätere Spitzenleistungen im biologisch optimalen Leistungsalter und somit auch der 10.000 Stunden-Regel.

Gute Gene oder Höhentrainingslager nutzen auch viele europäische Weltklasseläufer, aber das Wichtigste sind obenstehende Faktoren, denn bereits mit 25 Jahren beginnen schon wieder biologisch abbauende Prozesse, darum darf man im Hochleistungssport nicht zu spät starten, um weltklasse zu werden. Nimmt man als Ausgangspunkt den zweiten Faktor, rechnet mit den durchschnittlichen Werten eines afrikanischen Spitzenmarathonläufers zwischen dem 6. Lebensjahr und dem 25. Lebensjahr, die pro Jahr 8.000 km in einem ungefähren Schnitt von 4min pro Kilometer betragen, so erhält man 10.133 Trainingsstunden!
Was ich mit diesem kurzen Ausflug untermauern wollte: “Tu das, was du machst, 10.000 Stunden auf hohem Niveau und du wirst weltklasse!“ Das heißt auch körperliche Höchstleistungen fallen unter diese 10.000 Stunden Regel. Dass diese 10.000 Stunden auch auf hohem Niveau absolviert werden müssen, steht in der heutigen Zeit außer Frage, da wir in unserer modernen Gesellschaft so weit fortgeschritten sind, dass man nur mehr wirklich erfolgreich wird, wenn man das was man tut, auf hohem Niveau betreibt. Abschließend möchte ich noch ausführen, dass man natürlich ein gewisses Maß an Talent mitbringen muss, um der Anforderung von vielen Stunden auf hohem Niveau, gerecht zu werden!

sportliche Grüße Markus, und ein erfolgreiches Sportjahr 2011 auch all jenen, die nicht sportlichen Weltruhm erlangen möchten ;)