Ausee Triathlon 2014

Überfüllte Bäder, hartes Rollentraining, zwanghaftes Intervallebolzen oder chronische Übermüdung? Hatte ich doch fast vergessen, wie sich das Triathleten-Dasein anfühlt. Gott sei Dank führte mich mein Weg im Juli an den idyllischen Wörthersee. Ein Ort, den man als glücklicher, ausgeglichener Genusssportler und Dreikämpfer im vorübergehenden Ruhestand am Ironman Wochenende besser meiden sollte. Die dreitägige Anwesenheit im Mekka des österreichischen Triathlons entfachte in mir etwas, das man in Szenekreisen wohl als Fieber, in anderen Kreisen eher als Wahnsinn bezeichnen würde. Kurz gesagt – Es hatte mich wieder.

Genung der öden Vorgeschichte, kommen wir zur Sache. Da ich in Klagenfurt arbeitstechnisch involviert war und meine Versuche, am Schwarzmarkt einen Startplatz zu ergattern, fehlschlugen, musste die Langdistanz in Kärnten wohl oder übel ohne mich stattfinden. Egal. Kaum heimgekehrt - noch bevor ich den Zeitfahr-Gaul aus dem Schlafzimmer der Schwiegemutter befreit hatte - durchforstete ich in panischer Unruhe das Internet, um einen geeigneten Bewerb für mein „Comeback“ zu orten. Als Familienvater, hart arbeitender Mann und ambitionierter Student hat man es nicht leicht, einen freien Tag für Unsinnigkeiten wie Triathlons zu finden. Trotzdem gelang es, im prallgefüllten Terminkalender einen Vormittag freizuhalten.

15.8.2014 – Ausee Triathlon. Ein paar kurze Worte zum Bewerb. Vom Einweiser am Parkplatz über die Helfer an den Labestationen bis hin zu den gütigen Menschen, die mich aus dem wohltemperierten See fischten, ein perfekt organisiertes Event. Tolle Stimmung, ekstatische Zuschauer, straffer Zeitplan und ein Finisherbuffet, das zur Völlerei einlädt, dürfen ebensowenig unerwähnt bleiben wie die anspruchsvolle Strecke und hochkarätige Konkurrenz. Letzteres war dann auch der Hauptgrund, weshalb ich mich für das Rennen in Blindenmarkt entschied, wusste ich doch durch penetrantes Studium der Ergebnislisten über die Klasse des Wettkampfes bescheid.

Wie dem auch sei. Nach kurzem Einschwimmen und der Gewissheit, dass 750 Meter weiter aussehen als angenommen, schickte uns der Sprecher auf die Reise. Auch wenn mein letzter Triathlon länger als ein Jahr zurücklag, handelte ich wie immer. Voll anschwimmen und warten bis sich das Feld etwas auseinanderzieht. Die ersten 50 Meter war ich Phelps, die letzten 700 ein Ertrinkender, der versucht, sich ans Ufer zu retten. Trotz gefühlter Nahtod-Erfahrung krabbelte ich nach beachtlicher Leistung als 15er aus dem See.

Während des Weges in die Wechselzone plagten mich die üblichen Gedanken: „Verdammt, ich will nicht Radfahren“ oder „Scheiß drauf, ich täusche einen Anfall vor“ oder „Hoffentlich habe ich einen Platten“ und so weiter. Ehe ich mich versah, saß ich aber auf dem Rad, das dank mustergültiger Arbeit der Hrinkow Chef-Serviceleute Floyd Strigl und Stefan Füreder - die sich außerhalb der Dienstzeiten meines Rades annahmen - in Topzustand war. Zum Radsplit gibt es grundsätzlich nicht viel zu sagen, sprechen doch 330 Höhenmeter auf 20 Kilometern Länge eine deutliche Sprache. Tony Martin bin ich nicht, dass ich durchaus ein paar harte Kilometer fahren kann, war mir dennoch bewusst. 300 Watt - manch einem wird hier ein müdes Lächeln auskommen - hatte ich zu Buche stehen, als ich den Gaul nach passablen 34 Minuten in der Wechselzone abstellte. Jetzt wird gelaufen. Endlich etwas, das ich kann.

Rein in die gut gepuderten Sauconys, Oakley auf, Pokerface. Leichte Krämpfe im Oberbauch zwangen mich, mit gefühlten 3'30min/km anzulaufen. Nicht unbedingt, was ich mir vorstellte. Aber gut, nach der ersten Runde war alles, wie es sein sollte und in bekannt flottem Schritt schraubte ich die Durchschnittspace auf 3'20min/km. Trotz Anstrengung mauserte sich der Lauf zum kurzweiligen Highlight des Rennens. Zuschauergesäumte Straßen, Cheerleader, Musik und Trommler ließen die drei Runden wie im Flug vergehen. Die letzten Meter durch den Zielkanal bis zur Finishline entschädigten für die vorangegangenen Starpazen. Der Druck weicht der Euphorie. So muss Triathlon.

Im Ziel reichte es für einen starken 8. Gesamtrang. Geschlagen von Legenden wie Mangold, Wihlidal, Prungraber oder Frühwirth. Da erscheint eine Platzierung in den Top 10 nahezu wie ein Sieg. Ok, ich will es nicht übertreiben. Eines ist aber sicher – die Motivation ist da und ich bin bereit für neue Taten. Das Feuer brennt. Ihr werdet mich wiedersehen. Keep rollin'.