300 (in Worten dreihundert)

Wer einmal eine Reise tut, der kann viel erzählen. Ziemlich viel, wenn die Reise mit dem Rennrad 300 km lang war. Von Wien nach Klagenfurt. An einem, nein eigentlich in weniger als einem halben Tag. Also, wer will liest weiter.

Ich hatte den Wecker auf 4.15 Uhr gestellt. Da das iPhone auf lautlos gestellt war, habe ich diesen nicht gehört. Durch Zufall wachte ich um 5.40 Uhr. Was mich veranlasste sehr schnell aufzustehen und etwas viel Geschwindigkeit in meine Vorbereitungen zu legen. Katzenwäsche, Zähne putzen und anziehen, zwei Bananen essen und 1 Packung Mannerschnitten verschlingen - mehr war es nicht. Punkt 6.00 Uhr saß ich auf meiner Princessin. Es war bewölkt, sehr windig, aber halbwegs warm. Die Wetterprognose für den Tag: immer wieder Regenschauer oder Sprühregen. Und das mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % auf der gesamten Strecke. Vor allem dem Ziel entgegen. Ich nahm deshalb vorsichtshalber eine leichte Regenjacke mit. Sonst kurz/kurz, Ärmlinge und einen Windbreaker, 2 Power Bar Riegel und 2 weitere Packungen Mannerschnitten. Man weiß ja nie.

Auf der B17 ging es zuerst einmal von Wien hinaus. Kein Spass. Denn zwischen der Triester Straße und dem Semmering gefühlte 3210 Ampeln. Und keine einzige erreichte ich mit grün. Ein ständiges stop an go. Charakterbildend bis zum letzten Nerv. Kaum in Fahrt, musste ich wieder Bremsen. Ich hatte aber keine andere - plausible Wahl. Wissend, was noch auf mich zukommen würde, war ich gewillt, den mehr oder weniger kürzesten und direktesten Weg zu wählen. Wien, Vösendorf, Wr. Neudorf und wie sie alle heißen, die kleinen Dörfer und Städe an der B17. Ich habe Euch verflucht. Ja.

In Wiener Neustadt habe ich mich dann zum ersten Mal verfahren. Ich folgte meiner Intuition und bog kurz nach der Ortstafel nach rechts ab. Richtung Schneeberg - dieser war meine Orientierung. Ein paar Kilometer. Und genau diese machten mich stuzig. Denn sie entfernten mich vom Orientierungspunkt. Ein kurzer Blick auf Google Maps bestätigte meine Sorge. Also wieder retour. Richtung Wr. Neudorf. Ich erreichte die Stadt von Westen kommend. Doch mit erreichen war es nicht getan. Ich wollte die Stadt auch wieder verlassen. Nur wie, wo und vor allem wann. Ich fuhr ein paar Mal hin und her, zick und zack, auf und ab, gegen die Einbahn und mit dieser. Nach knapp einer Ewigkeit, dann Nähe Zentrum und Bahnhof das erlösende Verkehrsschild "Semmering".

Ich dankte für diese Wink und folgte der Straße. Gute 2 Stunden war ich bereits unterwegs. Das Wetter halbwegs noch in Ordnung. Starker Seitenwind und sporadischer Sprühregen waren bis dato noch kein wirkliches Übel. Übel wurde mir dann aber beim Anblick der bevorstehenden Strecke. Kaum von Wiener Neustadt draußen (Richtung Neunkirchen) eine laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange Gerade. Und zwar so was von lang. Graußig. Echt grausig. Es waren genau um die 15 km. Mit starkem Verkehr.

Neunkirchen - Gloggnitz. Und der Semmering schon im Blickfeld. Ein ständiges auf und ab, welches schon an den Kräften zährte. 1 Power Bar Riegel und die Packung Mannerschnitten überlebten diesen Abschnitt nicht. Sie landeten in meinem Magen. Voller Kraft und Tatendrang erreichte ich dann Gloggnitz und wusste, dass ich jetzt Richtung Semmering nicht mehr viel falsch machen konnte. Denkste. Die Straßenbeschilderung war dort hauptsächlicha auf Reichenau a. d. Rax ausgerichtet. Und der Semmering? Keine Ahnung. Also nochmals Google Maps und ein neues Ziel. Schottwien. Auf der Bundesstraße. Was nicht einfach war, denn immer wieder und immer wieder wurde ich Richtung S6 gelotst. Dort hatte ich aber nichts zu suchen.

Schottwien. Endlich fand ich die Richtige "Spur". Und es wurde erstmals etwas abenteuerlich und idyllisch. Wer diese alte Semmering Straße kennt, weiß wovon ich schreibe. Imposant direkt in Schottwien ist die hohe Brücke der S6 hoch oben in der Luft. Sie ist 130 m hoch (75 m misst der höchste Pfeiler) und wurde im freien Vorbau gefertigt. Darunter das kleine verschlafene verkehrsberuhigte Dörflein. Hinter der Ortschaft dann der erste "wahre" Berg. Eine endlos scheinende Schleife Richtung Maria Saal. Durch die Brücke als Maßstab wusste ich, dass es da ganz schön nach oben gehen würde. Denn kurz vor dem Semmering kreuzen sich die Schnellstraße und die Bundesstraße auf gleicher Höhe.

... to be continued.