300 (in Worten dreihundert) Teil 3.

Kilometer 226. 8 Stunden und 2 Mintuen Fahrzeit. Die letzte Pause beim Spar. Es war kurz nach 16 Uhr. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon, dass ich es geschafft habe. Gute 5 Stunden noch Licht. Erste Gänsehaut und enorme Genugtuung. Doch davor musste ich noch rauf auf den Perchauer Sattel. Eigentlich kein großes Hinternis, aber angesichts der Tour, welche ich bereits hinter mir hatte, begann ich sehr vorsichtig in den Berg hineinzutreten. Verkehrstechnisch war es dieses Mal kein Problem. Der Anstieg ist fast zur Gänze zweispurig. So hatte ich genug Platz und meine LKW Freunde auch. Ich führte meine Princessin stetig und mit gutem Schwung hinauf. Die Beineskraft war noch da. Der Kopf frisch und der Puls im Bereich der Lebenden. Die perfekte Kombination. Oben angekommen ein kurzer Freudenschrei, der wahrscheinlich die verschlafen Gegend aus dem Schlaf weckte.

Die Abfahrt nach Neumarkt. Unbeschreibliches Gefühl. Die Beine kurbelten als hätten sie am selben Tag noch keine Bewegung gehabt. Leicht bergab erreichte ich stets die 40er und sogar die 50er km/h Marke. Kurve um Kurve genoss ich einen Serotoninrausch. Fast übermütitg versuchte ich sogar um die Kurven zu driften. Nein, das sind jetzt nur die Nachwirkungen. Langsam kam dann auch nocht die Sonne und es wurde fast zu heiß.  Den 30iger durch Neumarkt dürfte ich gar nicht wahrgenommen haben. Im selben Tempo und in derselben Trance ging es weiter nach Dürnstein um dann in Friesach einzutrudeln. Noch ca. 50 km und ich hätte mein Ziel erreicht.

Friesach ist ein nettes kleines Städtchen. Ich kannte es bisher nur vom Vorbeifahren auf der S37. Diesesmal konnte ich es hautnah erleben, denn die Straße führte mich direkt durch das Dorfzentrum. Ein netter Stadtkern und jede Menge Kärntner in Tracht. Ein Fest zu meinem Gunsten? Sicher nicht. Aber Wurscht. Hinter Friesach dann ein weiteres Kärntner Unikat. Ein riesiges Schild "Kärnten baut". Und zwar einen Radweg von Friesach nach Micheldorf/Hirt. Aha. Dafür, dass ein Radweg gebaut werden sollten, war die gesamte Straße aufgefräst. 4 Kilometer auf Schotterpiste. Cool, dachte ich mir. Und hoffte heil da raus zu kommen. Ich überlebte diesen Streckenabschnitt. Und näherte mich der Brauerei Hirt. Mit einem lauten Prost an die Besucher des dicht gefüllten Gastgarten zog ich weiter. Noch 36 km bis Klagenfurt.

Ein bischen B317 war noch zu fahren. Dann wartete die große Unbekannte. Ich landete direkt auf der S37. Ein Schild "Langsamverkehr" versperrte mir aber den Weg. Ich solle gefälligst eine andere Route wählen. Doch welche. Ich habe lange die Karten studiert. Eine "alte" Bundesstraße gibt es in diesem Bereich nicht. Ein Radweg schon. Diesen nahm ich auch. Einen mit irgend einen K-Kürzel. Und ich landete mitten in einem Maisfeld. Also wieder zurück. Von jetzt an war es wie in einem Labyrinth. Kreuz und quer, unter und drüber (der S37), Radweg, Feldweg, Straße. Echt kompliziert. Und immer wieder knapp an der Schnellstraße. Die Versuchung war groß, diese einfach zu nehmen. Es war mir dann doch zu riskant.

Schlussendlich erreichte ich St. Veit an der Glan von irgendwo her. Mitten in die Stadt. Und Klagenfurt? Immer noch keine Ahnung. Dafür hätte ich nach Feldkirchen fahren können (26 km, B94). Doch das war nicht mein Ziel. Zufällig entdeckte ich wieder ein Schild. "Klagenfurt". Und ich dachte mir, dass das wieder diese S37 sei. Was mir in diesem Fall egal war. Hauptsache irgendwann mal ankommen. Siehe da, war es dann auch die S37 bei Altglandorf Dor. Mit dem Hinweis, dass der Langsamverkehr (also Radfahrer, Traktoren...) die Umleitung nutzen sollte. Ob die Zollfeldstraße damit gemeint war? Ich probierte es einfach aus.

Noch wenige Augenblicke. Klagenfurt konnte nicht mehr weit sein. Meine Beine pedalierten und harmonierten mit dem Hirn und dem Willen nach wie vor vorbildlich. Vorbei an Maria Saal erreichte ich Annabichl und kurze Zeit später Klagenfurt. Der 300er war komplette. Geschafft. Glücklich. Nicht erschöpft. Stolz. Einfach nur geil.

Es waren nicht die 300 km, die mich in einen euphorischen Zustand verfallen ließen. Gut, 300 km sind schon viel. Aber ich habe ja trainiert. Es war vielmehr das Erreichen von Etwas, was ich schon mehrmals angesagt, aber nie umgesetzt habe. Einfach so auf das Rad zu sitzen (die Entscheidung viel vor ca. 3 Wochen) und loszulegen. Klar fokussiert. Ohne jemals nur ein Mal ans Aufgeben gedacht zu haben. Ohne Schmerzen. Ohne Blessuren. Ein paar Kilo ärmer. Das war es. Das ist es immer noch. Und das wird es weiter sein.

Zusammenfassend:
Wien - Klagenfurt: 300 km. Reine Fahrzeit: 10:33:27,13. Verbrauchte Kalorien: 5.554. Durchschnittsgeschwindigkeit: 28,4145 km/h. Höhenmeter: 2.192.  Konsumation: 2 Bananen, 2 Packungen Manner schnitten, 1 Snickers, 1 Lion, 1 Dose Cola 33cl, 2 Dosen Red Bull Cola 33cl, 1 Flasche Fanta 33cl, 1 Protion Eiernockerl mit Salat, 1 Spezi 50cl, 1 Latte Macchiato, 1 Obstorte und jede Menge Wasser. Am Abend dann noch jede Menge Kärntner Nudeln, Kirsch- und Ribiselkuchen.

Aus.


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Nächstes Jahr dann beim RAAM?